Aus Gewässersenken werden temporäre Kleingewässer.

Im Rahmen des Reptilien- und Tagfaltermonitorings im EFA-Projekt wurden durch das Institut für Naturkunde Südwestdeutschland als Beibeobachtung im Mai und Juni 2020 drei Wechselkröten (Bufo viridis) unter einem "Schlangenbrett" auf einer Windradfläche im Untersuchungsgebiet "Lößriegel" bei Herxheim nachgewiesen. Auch in den beiden Folgejahren wurden auf dieser Fläche Wechselkröten gesichtet. Zudem wurde im April 2022 einmalig ein vermutlich wanderndes Exemplar des Laubfroschs (Hyla arborea) an einer Gewässersenke im EFA-Untersuchungsgebiet beobachtet.

In diesem Gebiet nordöstlich von Herxheim bestanden im Grünstreifen entlang des Ottersheimer Wegs drei mit Sediment aus den Ackerflächen verschlammte und teils stark verbuschte Entwässerungsmulden, die der Wechselkröte als potentielle Fortpflanzungsgewässer dienen können. Den Lebensraumansprüchen des Laubfrosches, der direkt an einem der Kleingewässern nachgewiesen wurde, kommt der Strukturreichtum dieses Grünstreifens mit seinen vielfältigen Trittsteinfunktionen entgegen. Durch eine im Oktober 2022 umgesetzte Umgestaltung der Gewässer sollte die Eignung als Fortpflanzungsgewässer für Amphibien verbessert werden.

Laut Status der FFH Richtlinie ist die Wechselkröte eine streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse. In der roten Liste Deutschlands gilt sie als gefährdet. Die Ursachen dafür liegen u. a. im zunehmenden Verschwinden von Kleingewässern.

Abb.1: Zwei Wechselkröten im EFA-Untersuchungsgebiet
(Quelle: A. Schotthöfer)

Die Ursachen für den Verlust dieser Gewässertypen sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Einige wurden in der Vergangenheit zugeschüttet und viele verschwanden nachdem der Grundwasserspiegel bei mehrjähriger Trockenheit niedriger wurde. Weitere sind verlandet, weil Herbstlaub sowie andere Pflanzenreste im Wasser verrottet sind und Schlamm und Sedimente zurückgelassen haben. Auch konnte es durch den Eintrag mineralischer Sedimente mit der Zeit zu einer Verdrängung der Wasserkörper kommen. Im Verlauf eines Jahres wechseln viele Amphibien ihren Lebensraum und wandern zwischen Laichgewässer, Sommerlebensraum und Winterquartier.

Wechselkröten sind wärmeliebende Steppentiere, die vegetationsarme Flächen mit grabfähigem Untergrund bewohnen. Flache, besonnte, kleine bis mittelgroße stehende Gewässer mit wenig Pflanzenbewuchs dienen als Laichgewässer. Nach mehrmonatiger Überwinterung suchen die Tiere ab März ihre Laichgewässer auf. Die Laichzeit kann bis in den August anhalten. Im September/ Oktober werden die Winterquartiere bezogen. (Glandt 2018).

Abb.2: Ein Laubfrosch im EFA-Untersuchungsgebiet
(Quelle: A. Schotthöfer)

Der Laubfrosch bevorzugt helle, warme Gewässer, die frei von Fressfeinden sind. Es kommen unterschiedlichste neuere oder ältere Gewässer infrage, die jedes Jahr aufs Neue austrocknen und in der Regel nicht tief sind. Sein Landlebensraum ist vielfältig strukturiert, sonnig und warm: Ideal sind gestufte Waldränder, Hecken und Dorngebüsche. Der Laubfrosch ist noch stärker als die anderen Arten darauf angewiesen, dass sich seine Populationen austauschen können: Die Art kann sich nur halten, wenn ihr ein dichtes Netz von Laichgewässern zur Verfügung steht (Pro Natura, 2014).

Abb.3a: Gewässersenke am Ottersheimer Weg 
(Quelle: K. Ullrich)

Abb.3b: Eine zweite Gewässersenke vor der Aufwertungsmaßnahme 
(Quelle: K. Ullrich)

In Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung Herxheim wurden Mitte Oktober 2022 die Mulden ausgebaggert und so umgestaltet, dass sie den Lebensraumansprüchen diverser Arten entgegen kommen:

Neben einem Ausbaggern des Sediments stellte die umfassendste Maßnahme das Abflachen der Uferzonen dar. Zudem wurden die direkt angrenzende Gehölze zur Auflichtung des Feuchtbiotops entweder zurückgeschnitten oder teilweise komplett entnommen (vgl. Abb 4).

Auch die Umgebungsgestaltung der Kleingewässer ist wichtig. Amphibien verlassen nach Abschluss der Larvenentwicklung das Wasser, um in Feuchtwiesen, Hochstaudenfluren, Hecken und Unterholz Nahrung zu suchen. Bei Trockenheit ziehen sie sich in Kleinstrukturen, wie Stein- und Holzhaufen zurück. Diese Kleinstrukturen liegen im Grünstreifen am Ottersheimer Weg in Form von vier "Kombinierten Lebensräumen" vor, die im Zuge des EFA-Projektes 2020 angelegt wurden. Die Vernetzung der unterschiedlichen Lebensräume durch Trittsteine in Form von Landschaftsstrukturelementen wie Hecken, offene Gräben und Kleinstrukturen ist bei der Umgebungsgestaltung der Kleingewässer von großer Bedeutung. 

Zusätzlich wurden bei den letzten Schnittmaßnahmen Holzhaufen seitlich der Kleingewässer als weitere Habitatstrukturen angelegt. Angrenzend an die Tümpel befinden sich ein schmaler Wiesenstreifen (Salbei-Glatthaferwiese) mit Obstbäumen und eine Feldhecke, die die Feuchtbiotope gegen die Ackerflächen abgrenzen.

Video zur Entstehung der Kleingewässer.

Grundsätzlich sind solche Gewässer, die zur Verlandung neigen, in der Region auch außerhalb des EFA-Projektgebiets vielfach anzutreffen und somit ist die hier beschriebene Aufwertung auch als Anregung zur mit Gemeinden und Landwirten abgestimmten Umsetzung der Pflege und Entwicklung andernorts zu verstehen.

In der unmittelbaren Nachbarschaft der umgestalteten Gewässersenken befindet sich ein "Kombinierter Lebensraum".

Literatur

Glandt, D. (2018). Neuanlage von Kleingewässern.
In: Praxisleitfaden Amphibien- und Reptilienschutz.

Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg

siehe: Springer Link

Pro natura (2014): Temporäre Gewässer für gefährdete
Amphibien schaffen - Leitfaden für die Praxis.

Basel